Hungersnot am Horn von Afrika

Solange es Milch und Maisbrei gibt, sind die Kinder glücklich. Normalerweise versuche ich möglichst positive Ereignisse aus Afrika hervorzuheben, da ich der Meinung bin, dass die westlichen Medien leider überwiegend Schreckensmeldungen vom schwarzen Kontinent berichten. Durch diese Berichte prägt sich in unseren Köpfen nur Elend, Kriege, Hunger und Tod ein.
Meine Erfahrungen beweisen mir aber, dass Afrika auch ganz andere Seiten aufzeigen kann. Positive Seiten, die wir in Europa leider gar nicht mehr erkennen. Ein paar davon sind z.B.: Zeit haben, aufeinander zugehen, das Alter zu würdigen und im Einklang mit der Natur zu stehen.

In den letzten Tagen wurde ich immer wieder auf die Hungersnot am Horn von Afrika angesprochen. Was dort geschieht ist schrecklich und ich hoffe, dass die internationale Gemeinschaft den Betroffenen adäquat helfen wird. Wie die Medien berichtet haben, steht das derzeit größte Flüchtlingslager der Welt in Dadaab (Kenia) und beherbergt ca. 400.000 Menschen. Dadaab befindet sich im Norden von Kenia in einer sehr trockenen Region. Der größere Teil des Landes befindet sich in einer tropischen Klimazone. Die Menschen dort sind also nicht direkt von der Dürre betroffen. Doch berichteten mir Menschen aus mehreren Teilen Kenias, dass sie trotzdem indirekt die Hungersnot spüren.
So ist die Inflation für Lebensmittel dieses Jahr bereits bei 18% angelangt. Gehaltserhöhungen bleiben aber aus. Besonders in den Städten führt das zu Engpässen, da die Leute auf den Kauf von Nahrungsmitteln angewiesen sind. Aber auch am Land bringt die Lebensmittelknappheit Probleme mit sich: Seit Februar sind die Preise für Mais auf das Doppelte angestiegen. Speiseöl kostet nun sogar das Dreifache. Die Bauern, die im letzten Jahr ihre Felder für den Tabakanbau benützten, können mit ihrem monetären Ertrag nur mehr die Hälfte erkaufen. In einem „normalen“ Jahr bleibt jedoch nie die Hälfte der Einnahmen übrig. Das bedeutet, dass auch diese Familien, fern von der Krisenregion, hungern müssen.

Der 2. Schul-Term ist nun bald vorüber und der Staat hat den Schulen immer noch kein Schulgeld zukommen lassen. Als Grund dafür gibt er Spendenrückzieher von Geberländern wie den USA, Holland, Dänemark usw. an. Viele Schulen mussten vor dem regulären Schulende ihre Pforten schließen, da sie den Schulbetrieb nicht mehr aufrecht erhalten konnten. Auch in Ugari muss der Direktor alles genauestens kalkulieren, doch er meint, bis zum regulären Schulende durchhalten zu können.

Die Krise am Horn von Afrika zeigt deutlich die Abhängigkeit von Entwicklungsländern gegenüber der westlichen Welt. Hat die moderne Welt selbst mit Problemen zu kämpfen, leiden die förderungsbedürftigen Staaten extrem darunter. Was den Menschen in der Region bleibt, ist der stark ausgeprägte Überlebenstrieb und die Hoffnung auf Hilfe von solidarisch gestimmten Mitmenschen auf dem restlichen Planeten.

Mit Hoffnung, bald wieder positiver aus Ugari berichten zu können,
Euer Simon

Dieses Mädchen kommt mit gemahlenem Mais von der Mühle. Das Abendessen ist gesichert.

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